Rantrum

Unser Dorf mit Zukunft

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Geschichte Rantrum

(Bilder handgemalt von Heike Gierga)

 

Rentierjäger in der Tundra

 

Nachdem die letzte Eiszeit um 16.000 v. Chr. Zu Ende gegangen war, entstand hier eine Tundrenlandschaft. Den Frostboden, der nur im Sommer kurzzeitig auftaute, überzog eine Vegetationsdecke aus Moosen und Flechten. In einer wärmeren Phase (9.700 bis 9.000 v. Chr.) wuchsen auch Bäume. Der Tierbestand beschränkte sich im Grunde auf das Ren und seine Freunde, den Wolf und den Vielfraß. Das Ren lieferte nahezu alles, was der Mensch zum Leben braucht: Behausung, Nahrung, Kleidung und Geräte. Durch die Vereisung war der Meeresspiegel der Nordsee gesunken und eine Landbrücke nach dem heutigen England entstand

 

Jäger, Fischer und Sammler (8.000 bis 4.000 v. Chr.)

 

Das Klima erwärmte sich rasch und die Temperaturen überstiegen bald die heutigen Werte. Der Meeresspiegel stieg schnell an und die Küstenlinie der Nordsee erreichte die heutigen Wattgebiete. Zunächst entstanden Nadelwälder und anschließend Laubwälder. Starke Verbreitung fand zeitweilig der Haselnussstrauch. Hauptjagdtiere waren Rothirsch, Reh, Wildschwein und Bär. Der Hund wurde zum ersten Haustier, als Begleiter des Mannes bei der Jagd. Die zahlreichen, nach der Eiszeit entstandenen Gewässer ermöglichten einen reichen Fischfang. Zusammen mit den verschiedenen Waldfrüchten verbreitete sich die Ernährungsgrundlage wesentlich. Wo die entsprechenden Voraussetzungen entstanden (z. B. an der Küste), nutzten die Menschen die Wohnplätze für längere Zeit.

 

 

Übergang erste Landwirtschaft

 

Etwa zu Beginn des 4. Jahrtausend v. Chr. Begann der Mensch hier Ackerbau und Viehhaltung zu betreiben und wurde sesshaft. Das war eine gewaltige Veränderung in der Entwicklung der Gesellschaft. Seine Lebensbedingungen und sein Denken veränderten sich wesentlich. Namentlich auch sein Verhältnis zur Natur. Bisher hatte er die Natur genutzt und sich angepasst. Nun gestaltete er sie um. Er musste vorausschauend denken, planen und Vorräte anlegen. Die ersten Haustiere waren Rinder, Schweine und Schafe. Der Boden wurde mit einem Wurzelstock oder einen Spaten bearbeitet. Spinnen und Weben wurde erfunden, ebenso die Töpferei. Inder Jungsteinzeit bestatteten die Menschen ihre Toten in Großsteingräbern, von denen es auch einige in Rantrumgab.

Die Bronzezeit

 

Der Raum Nordfriesland ist zu Beginn der Bronzezeit Teil eines eigenständigen Kulturbereichs. Begünstigt wird die Entfaltung der Kultur dieser nordischen Bronzezeit durch einen schnell wachsenden Handel, der in unserem Bereich den Wasserweg benutzt haben muss. Grabhügel der Bronzezeit, die meistens mehrere Bestattungen enthalten, beherrschen bis in unsere Zeit in so großer Anzahl das Landschaftsbild der Inseln, dass man früher annahm, diese seien einst als Toteninseln auch zur Bestattung der Festlandsbevölkerung genutzt worden. Dolche, die auch weiterhin aus Flint hergestellt wurden, passen sich immer mehr den Vorbildern aus Bronze an.

Eisenzeit

 

Um die Mitte des 1. Jahrtausend v. Chr. war die Kenntnis der Eisenherstellung in das nördliche Europa gelangt. Damit waren die Voraussetzungen für wesentliche technische Fortschritte entstanden. Das Eisen war härter als Bronze, es ließ sich leichter schmieden und war damit viel besser geeignet zur Herstellung von Arbeitsmaterialien und Waffen. Zudem war Eisenerz hier reichlich vorhanden und zwar in Form des Raseneisenerzes, das sich in moorigen Gegenden bildet. Es lag an der Oberfläche und war also leicht abzubauen. Mit Arbeitsgeräten aus Eisen – Äxten, Beilen, Sicheln, Pflughaken, Messern – konnte eine viel höhere Produktivität erreicht werden beim Roden, beim Pflügen, bei der Ernte, beim Hausbau usw.

Abwanderung der Angelsachsen (5. Jh. N. Chr.)

 

In der Zeit der Völkerwanderung änderten sich auch die Bevölkerungsstrukturen im Gebiet des heutigen Schleswig-Holstein. In der 2. Hälfte des 5. Jh. N. Chr. verließen große Teile der Stämme der Angeln und der (Nieder) Sachsen, zu letzteren gehörten auch die späteren Holsteiner, ihre Wohnsitze und besiedelten das heutige England. Hauptursache der Abwanderung war eine gravierende Verschlechterung der klimatischen Verhältnisse. Andererseits hatten die Römer das von ihnen seit dem 1. Jh. V. Chr. Besetzte Britannien um 406 geräumt und die von ihnen versklavten Briten sich selbst überlassen. Die Angeln und Sachsen unterwarfen die Briten erneut, b.z.w. vertrieben sie in die westlichen Randgebiete Wales, Cornwall und in die Britagne. Um 600 gründeten sie das Königreich England („Angelland“). In die weitgehend entvölkerten Gebiete des späteren Schleswig-Holstein wanderten ab dem 6. JH. Dänen bis zur Eider, im Verlauf des 6. Jh. Slawen von Osten kommend bis etwa Kiel und ab dem 7./8. Jh. Friesen in den Nordwesten ein. Deutsche besiedelten erst ab dem 12. Jh. Einen breiten Streifen nördlich der Eider.

Die Gründung Rantrums (9./10. Jahrhundert n. Chr.)

 

Rantrum wurde im Zuge der ersten friesischen Einwanderungswelle (7.-9. JH.) gegründet. Die friesische Abkunft ist mehrfach belegbar: Der ursprüngliche Name des Ortes „Ranthem“ bedeutet Siedlung des Rante (=friesischer Name), einige Fluren in Rantrum tragen friesische Namen; der ursprüngliche Name Rantem ist identisch mit dem ursprünglichen Namen Rantum, auf Sylt, das unzweifelhaft friesisch ist.

Für den Gründungszeitpunkt haben wir einen Annäherungswert in dem Prägestempel von arabischen Silbermünzen, die in Rantrum gefunden wurden. Die jüngste, eine Chalifenmünze, wurde 864 geprägt. Die älteste enthält das Datum 744-50. Der Fernhandel mit den in Blüte stehenden muslimischen Staaten lag zum Teil in friesischen Händen.

Der Viehmarkt

 

Das Bevölkerungswachstum und namentlich die Zunahme der Stadtbevölkerung erzeugten eine starke Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten. Im 12. Jh. Entstand eine starke Nachfrage nach Fleisch.

Hauptlieferanten für die Versorgung der aufblühenden norddeutschen und flandrischen Städte mit Lebensmittel waren die Bauern der jütischen Halbinsel. Der dänische Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus erwähnt um 1200, dass die Friesen eine starke Viehzucht hätten. Der Husumer Viehmarkt wird erstmals 1493 erwähnt.

Der Straßenname „Quickmarkt“ zeigt an, dass es hier einen Viehmarkt gab.

Deichbau

 

Im Januar 1362 erlebte Nordfriesland eine der furchtbarsten Flutkatastrophen. Tausende von Toten waren zu beklagen und große Landverluste entstanden. Etwa ein halbes Jahrhundert nach der groten Manndränke scheinen die Geestdörfer mit der Eindeichung begonnen zu haben. Fast gleichzeitig wurden Anfang der 60er Jahre des 15. Jh. Köge vor den Dörfern Wisch, Rantrum, Mildstedt und Rödemis fertiggestellt. Der größte war 1474 Demat (ca. 715 ha) der Rantrumer Koog, der 1460/61 vollendet wurde. 1468 war die „eigentliche Südermarsch, also ohne die später hinzugekommenen Köge, insgesamt eingedeicht.

Naturkatastrophen

 

Im Januar 1362 waren bei der schwersten Sturmflut des Mittelalters, der „Groten Manndränke“, tausende Menschen ertrunken und große Landverluste entstanden. Eiderstedt war vom Festland abgetrennt und die Südermarsch seit Jahrtausenden, erstmals wieder überschwemmt und in ein Wattenmeer verwandelt worden.

Die Agrarfrage

 

1766/67 war auf dem Wege von Dekreten die großräumige Verkoppelung eingeleitet worden, die sich über Jahrzehnte hinzog. Dabei wurde das Bauernland in Parzellen aufgeteilt und diese an die einzelnen Hufner (Hofstättenbesitzer) verteilt, wobei die Feldgemeinschaft und der Flurzwang aufgehoben wurden. Die Parzellen mussten durch Gräben oder Hecken (Knicks) eingehegt werden, wodurch sich das gesamte Landschaftsbild grundlegend wandelte.

Jahre der Not

 

In der Nachkriegszeit mangelte es an allem, was lebensnotwendig war: an Nahrung, an Kleidung, an Wohnungen, an Heizung. Und dabei war, verglichen mit dem letzten Vorkriegsjahr, fast die doppelte Einwohnerzahl zu versorgen. In den letzten Kriegsmonaten hatte sich ein Strom von Flüchtlingen, überwiegend aus Ostpreußen und Pommern, nach Schleswig-Holstein ergossen. Mitte Mai waren zeitweilig 1100 Flüchtlinge im Dorf. Im Dezember 1947 wohnten in Rantrum 708 Einheimische und 660 Flüchtlinge. Es war die bisher größte Bewährungsprobe für die Dorfbewohner. Eine Volksküche wurde eingerichtet, die bis Anfang Dezember 1947 bestand. Danach diente sie als Kinderspeisung. Um die Ernährungslage zu verbessern, wurde den Bauern auferlegt, den Kartoffelanbau auf Kosten des Grünlandes zu erweitern.

Mädchen aus der Bronzezeit

 

Die bei den Frauen übliche Bekleidung bestand aus einer Jacke mit halblangen Ärmeln und einem rockartigen um den Leib gewickelten Wolltuch, das über den Hüften durch einen an beiden Enden mit Quasten versehenen Gürtel gehalten wurde. In Skrydstrup, Nordschleswig, wurde in einem Baumsarg ein etwa 19jähriges Mädchen gefunden, das neben der üblichen Jacke einen kurzen Rock trug. Dieser bestand aus Schnüren, die von einem schmalen Gürtel paarweise zusammengedreht herunterhingen. Eine Schafsgarbeblüte, die in den Sarg geraten war, zeigt an, dass die Bestattung im Sommer erfolgte. Es scheint sich also um eine Sommertracht zu handeln. Stücke von Bronzeröhrchen mit Wollschnurresten aus zahlreichen weniger gut erhaltenen Gräbern lassen vermuten, dass dieses Bekleidungsstück in der Bronzezeit weit verbreitet war.